* 10. Januar 1897
† 25. September 1985
von Hans Oesch
Essay
Das Ringen Albert Moeschingers um die Werkform, um die Einheit von Idee und Gestalt, offenbart sich wie im ganzen Frühwerk auch in seinem ersten Orchesterwerk, in Variationen und Finale über ein Thema von Henry Purcell für Streichorchester, Pauken und kleine Trommel Nr. 32 (1933). Noch schrieb er hier herkömmliche Variationen in einer erweitert tonalen Sprache. Das Fundament in Form eines heiter-kraftvollen D-Dur-Themas von Purcell wurde indes nicht gewählt und der Griff in die Vorratskammer der Geschichte nicht getan, um die Affinität mit dem Geschichtlichen zu demonstrieren, sondern um die Kluft zwischen Geschichte und Gegenwart spürbar werden zu lassen. Moeschinger suchte und fand in der Konfrontation mit Purcell seinen eigenen Stil, seine eigene herbe Sprache, in der kraftvolle Männlichkeit mit seelischer Zartheit und Sensibilität eine eigentümliche Verbindung eingeht. Schon in der ersten Variation, einem E-Dur-Adagio mit Solovioline, bricht der persönliche Ton durch, der sich anschließend in den beiden bewegten Variationen verdichtet. In den folgenden Abschnitten, von vibrierenden Trillern mehr und mehr durchsetzt, steigert sich die durchbrochene Arbeit zu makabrer Klangphantastik und werden mit Streichern und Schlagzeug musikalische Bilder beschworen, die bei aller Strenge der thematischen Bindung und der polyphonen ...